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16.01.2023 CEFAM

Lotsen bieten klinik- und fachübergreifende Betreuung

Unterstützung für Frauen, Kinder und Familien

(v.l.) Leonie Leithausen, Georg Thiel, Birgit Laue und Dr. Madeleine Werthebach, Foto: Michael Wodak
(v.l.) Leonie Leithausen, Georg Thiel, Birgit Laue und Dr. Madeleine Werthebach, Foto: Michael Wodak

Im Jahr 2019 hat das Centrum für Familiengesundheit (CEFAM) damit begonnen, ein Lotsensystem aufzubauen. Die Lotsen haben unterschiedliche Funktionen, um Frauen, Kinder und Familien umfassend zu unterstützen. Im Interview für die Mitarbeiterzeitschrift UK Intern stellen sie sich und ihre Aufgaben vor.

Was ist die Idee hinter dem Lotsenkonzept des CEFAM?

Dr. Madeleine Werthebach: Das CEFAM ist ein interdisziplinrer Zusammenschluss an der Uniklinik Köln von Fachbereichen, die sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch der Frauengesundheit und Geburtshilfe betraut sind. Viele Familien werden vom Kinderwunsch an von verschiedenen Fachabteilungen behandelt. Unter dem Dach des CEFAM sind die Lotsen dafür zuständig, klinik- und fachübergreifend Patienten zu betreuen. Sie ergänzen die medizinische Versorgung und sollen vor allem präventiv tätig sein. Alle Lotsenstellen werden durch Kooperationspartner finanziert, die genau darin einen Mehrwert sehen.

Leonie Heithausen: Die Lotsen im CEFAM sind nicht, wie das auf anderen Stationen der Fall ist, einer bestimmten Station zugeteilt. Jeder Lotse hat eine bestimmte Funktion und betreut darin alle Stationen des CEFAM.

Insgesamt gibt es im CEFAM sechs Lotsen in unterschiedlichen Funktionen. Welcher Lotse hat welche Aufgaben?

Birgit Laue: Ich bin Brückenlotsin und betreue Familien mit schwer kranken Kindern, die hier entweder auf einer der Stationen liegen oder nach ihrer Entlassung ambulant behandelt werden. Mit dem Schwerpunkt Psychosoziale Begleitung in Verbindung mit Beratungsanliegen zu Krankenversicherungsleistungen schließe ich eine wichtige Lücke in der sozialarbeiterischen Versorgung und stehe auch als Ansprechpartnerin für den Sozialen Dienst zur Verfügung. So werde ich unter anderem tätig, wenn es um die weitere Unterstützung der Familien im Hinblick auf die Entlassungsplanung geht, zum Beispiel bei der Rehabilitationsplanung, Anschlussleistungen der weiteren häuslichen Versorgung oder der Einleitung von Pflegeleistungen.

Sandra Färber: Das Projekt Trauma-Lotse. wurde direkt nach der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 ins Leben gerufen, um Kindern und Jugendlichen eine schnelle und unkomplizierte Hilfe anbieten zu können und läuft zum Ende des Jahres 2022 aus. Meine Funktion war, in Erstkontakten geeignete Möglichkeiten zur Unterstützung abzuklären und entlastende Gespräche anzubieten. Ergaben sich dabei Hinweise auf eine traumatische Verarbeitung, wurden die Familien an die Trauma-Ambulanz angebunden. Bei einer möglicherweise bereits im Vorfeld bestehenden Problematik übernahm die Psychiatrische Institutsambulanz die weitere Diagnostik und Behandlungsplanung.

Georg Thiel: Ich bin einer von zwei psychologischen Lotsen und biete innerhalb der CEFAM-Stationen psychologische Unterstützung an. Mein Augenmerk liegt darauf, die Kinder, die bei uns liegen, und ihre Angehörigen aufzufangen.

Leonie Heithausen: Als Familienlotsin helfe ich sowohl Kindern und Jugendlichen als auch Eltern und werdenden Eltern, sich auf dem Klinikgelände zurechtzufinden. Ich organisiere auch die Unterbringung von Eltern, die nicht in Köln wohnen und deren Kinder auf einer der Intensivstationen liegen. Hier ist häufig zeitnahe Unterstützung notwendig. Insgesamt stehen dafür sechs Elternzimmer zur Verfügung.

Wie sieht Ihr persönlicher Arbeitsalltag aus?

Dr. Madeleine Werthebach: Ich bin die Ansprechpartnerin für Grundsatzfragen zu den Lotsen: Wo werden die Lotsen eingeteilt? Gibt es Aufgabenspektren, die wir dazunehmen müssen? Je präventiver wir tätig sind, desto besser ist die Anschlussversorgung unserer Patienten. Unser Wunsch ist daher, dass das Lotsensystem weiterwächst. Deshalb treffe ich regelmäßig Kooperationspartner, stelle ihnen unser Konzept vor und überlege mit ihnen gemeinsam, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte.

Georg Thiel: Ich verschaffe mir morgens zunächst einen Überblick, ob psychische Belastungen bei den Kindern und Familien vorliegen könnten. Dafür schaue ich in die Dokumentation und lasse mir auf der Station die Übergaben von den Ärzten und Pflegern geben. Dann stelle ich mich bei den entsprechenden Familien vor. Wenn sich beim ersten Kontakt herausstellt, dass psychologische Unterstützung benötigt wird, führen wir regelmäßige Gespräche, die entlastender, unterstützender oder psychotherapeutischer Natur sein können.

Birgit Laue: Ich erhalte meine Arbeitsaufträge von den Ärzten der Stationen oder den Kollegen des Sozialen Dienstes. Ich frage auch auf den Stationszimmern nach, wem ich ein Betreuungsangebot machen kann, und habe Flyer ausgelegt. Die psychosozialen Beratungen führe ich in meinem Büro oder an den Krankenbetten durch. Anschließend arbeite ich die Gespräche nach, organisiere das weitere Vorgehen, kontaktiere Pflegekassen und -dienste und bereite für die Ärzte Anträge vor, zum Beispiel für eine neurologische Frührehabilitation.

Sandra Färber: Es gab häufig Treffen mit den Institutionen, Verbänden, Kinderärzten und Hilfsorganisationen vor Ort, zum Beispiel in Erftstadt. Das Ziel war, die Angebote bekannt zu machen, um möglichst viele Familien zu erreichen. Ein Teil der Termine fand in den Familien statt, um ihre Situation zu erfassen und eine individuelle Hilfeplanung aufzustellen. Andere Familien wollten lieber in die Uniklinik kommen; hier haben wir ein entlastendes Gespräch geführt und geschaut, ob wir unter Umständen eine kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik durchführen müssen.

Was schätzen Sie an der Arbeit als Lotse und was sind die Herausforderungen?

Georg Thiel: Es ist wertvoll, dass man in akuten Fällen relativ schnell helfen kann, zum Beispiel beim Umgang mit Schuldgefühlen. Das ist für sehr viele Eltern ein großes Thema. Andererseits ist es manchmal hart, die Ohnmacht und Hilflosigkeit, die bei Eltern entsteht, mit auszuhalten.

Birgit Laue: Ich kann die Familien sehr umfassend unterstützen, in eh schwierigen Situationen etwas sicherer und entlasteter nach Hause zu gehen, wofür sie sehr dankbar sind. Eine Herausforderung ist die Netzwerkarbeit nach innen mit häufig wechselnden Ansprechpartnern, viele Ärzte rotieren z. B. innerhalb der Facharztausbildungen.

Sandra Färber: Bei dem Projekt hat die Zusammenarbeit mit einem multiprofessionellen Team sehr gut funktioniert. Ich fand auch die Arbeit vor Ort mit ganz unterschiedlichen Familien, Kindern und Jugendlichen spannend. Die größte Herausforderung war, die Familien überhaupt zu erreichen. In den betroffenen Gebieten sind Infrastruktur oder Internet häufig zusammengebrochen.

Welche drei Eigenschaften helfen Ihnen bei der Arbeit im Lotsenteam?

Dr. Madeleine Werthebach: Ich habe viel Erfahrung in den Kliniken vor Ort, arbeite gerne mit Teams und Menschen zusammen und mag es, Konzepte zu entwickeln.

Leonie Heithausen: Empathie, um sich auf verschiedene Menschen und Berufsgruppen einlassen zu können. Kreativität und Ideenreichtum. Ausdauer, weil man viel auf dem Gelände der Uniklinik und zu den Elternwohnungen unterwegs ist.